Ethik-Werkstatt - Volltexte im HTML-Format - kostenlos

-->Übersicht       -->Alphabetische Liste aller Texte       -->Info zu dieser Website       -->Lexikon       -->Startseite


Logik der kollektiven Entscheidung

 

Ausgehend von der auf dem Pareto-Kriterium basierenden Wohlfahrtsökonomie entwickelte sich vor allem seit der Pionierarbeit von Arrow im Jahr 1951 eine Forschungsrichtung, die heute meist unter dem Namen "Theorie der Gruppenentscheidung" oder "Logik der kollektiven Entscheidung" (abgekürzt "LKE" ) auftritt. Die LKE untersucht mit den Mitteln der Präferenzlogik die Regeln, nach denen aus individuellen Entscheidungen eine kollektive Entscheidung gebildet werden kann, oder traditionell ausgedrückt: sie untersucht, wie die individuellen Interessen zu einem Gesamtinteresse zusammengefasst werden können.

Eine Schwierigkeit des Zugangs zur LKE liegt darin, dass die Abhandlungen sich meist einer hochgradig formalisierten Ausdrucks- und Argumentationsweise bedienen, durch die Wissenschaftler, die der geisteswissenschaftlichen Tradition entstammen, leicht abgeschreckt werden. Anstelle von zusammenhängenden Sätzen der Fach- oder Umgangssprache findet man oft seitenweise vorwiegend bisher unbekannte Symbole.

Für das Verständnis solcher formalisierter Texte ist immer ein bestimmter Aufwand erforderlich, denn man muss erst einmal die Bedeutung der Symbole erlernen und sich einprägen. Dies ist oft nicht einfach, besonders wenn die Symbolsprache der verschiedenen Autoren nicht einheitlich ist. Durch die beigefügten Erläuterungen ist es jedoch im Prinzip jedermann möglich, auch die "Vokabeln" dieser künstlichen Sprachen zu erlernen, so wie man das auch bei natürlichen Sprachen tut.

Der Vorteil solcher Formalisierung liegt in der größeren Präzision der Formulierungen und der Übersichtlichkeil des Beweisganges. Vor allem die Gültigkeit logischer Schlüsse ist in einer formalisierten Ausdrucksweise leichter nachprüfbar.

Um dieser erhöhten Sicherheit und Kontrollierbarkeit des Beweisgangs willen sollte man deshalb die Formalisierung akzeptieren, selbst wenn dadurch die Verständnisschwierigkeiten anfangs erhöht werden. (Auch die Terminologie der Präferenz- und Entscheidungstheorie bietet für Nicht-Ökonomen gewisse Zugangsschwierigkeiten. Sie stellt jedoch ein sehr präzises Instrumentarium dar, dessen Übernahme auch für andere Disziplinen förderlich sein kann.)

Nach Arrow besteht das Problem der kollektiven Entscheidung darin, die Vielzahl von individuellen Präferenzordnungen in Bezug auf die kollektiven Handlungsalternativen in eine kollektive Präferenzordnung zu aggregieren. (Die Präferenz eines Individuums gibt an, welche Alternative es gegenüber einer anderen Alternative vorzieht. Eine Präferenzordnung ist eine vollständige und transitive Rangordnung der Alternativen.)

Die Verfahren, die angeben, welche kollektive Entscheidung aufgrund der gegebenen individuellen Präferenzen zu treffen ist, werden als "kollektive Entscheidungsregeln" bezeichnet. Die LKE untersucht nun verschiedene kollektive Entscheidungsregeln wie Mehrheitsprinzip, Einstimmigkeitsprinzip, Pareto-Prinzip usw. daraufhin, ob sie mit bestimmten normativen Bedingungen wie: unbeschränkter Bereich der individuellen Präferenzen, positive Entsprechung zwischen individuellen und kollektiven Präferenzen, Nicht-Diktatur, Neutralität in Bezug auf die Alternativen usw. logisch vereinbar sind. Dazu werden Entscheidungsregeln und -bedingungen mit Mitteln der Präferenzlogik definiert.

 

Siehe auch die folgenden thematisch verwandten Texte in der Ethik-Werkstatt:
 

***

zum Anfang
Alphabetische Liste aller Texte
Übersicht

Ethik-Werkstatt: Ende der Seite "Logik der kollektiven Entscheidung"
Letzte Bearbeitung 26.08.05 / Eberhard Wesche

 

Wer diese Website interessant findet, den bitte ich, auch Freunde, Kollegen und Bekannte auf die "Ethik-Werkstatt" hinzuweisen.